Der Nähboom!

Eines möchte ich vorab loswerden: Ich möchte in diesem Post nicht gehässig werden, Leute beleidigen, herabstufen oder dergleichen. Es soll sich niemand persönlich angegriffen fühlen und mich für arrogant halten. 

Ich habe mit dem Nähen vor 3 Jahren begonnen. Damals fand ich immer (lacht mich nicht aus!!) diese Jasmin bei GZSZ so toll, wie sie in ihrem Atelier Kleider genäht hat und dachte mir in meiner Elternzeit so: Das willst du auch (kein Atelier, aber nähen können). Meine Omi war von Beruf Näherin. In der damaligen Zeit war das ja Gang und Gäbe bei uns in der ehemaligen DDR. Damals nähte man, weil es nichts gab... Sie hat auch meine Puppensachen genäht und war handwerklich sowieso total begabt. Für mich ein riesiges Vorbild. Leider ist meine Omi nicht mal 2 Monate bevor meine Kinder zur Welt kamen die Himmelsleiter hinauf geklettert. 

Vor 3 Jahren, als ich nun ganz frisch dieses "Nähen" zu meinem neuen Hobby erkoren hatte, bestellte ich ein paar Stoffe und Knöpfe im Internet und natürlich auch meine erste Nähmaschine, die mir noch heute treue Dienste leistet. Bei Karstadt gab es bereits ausgesuchte Tilda Sachen und ich gönnte mir das Ein oder Andere. 

Bei Facebook war ich seit März 2008 angemeldet, aber das diente damals mehr der Kommunikation während unserer Fernbeziehung. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Seite geliked, überschaubaren Freundeskreis und es war keine Spur vom Thema Nähen irgendwo. 

Dass sich das Thema Nähen so mega verbreiten würde und wieder ein richtiger Boom wird, habe ich entweder verpasst oder es war zu der Zeit noch nicht zu erahnen. Hängt das mit Facebook zusammen? Darüber bekomme ich es jedenfalls so extrem mit. Sicherlich gab es auch damals schon viele, die genäht haben. Für sich selbst, ihre Lieben und auch Shops betrieben haben. Aber irre ich mich, oder ist das in den letzten zwei Jahren regelrecht explodiert?

Ich betreibe im Facebook eine Gruppe rund um das Thema Nähen und da allein sieht man, dass sich heutzutage jede Zweite eine Nähmaschine kauft. Die gibt es ja auch zum Teil für 80 Euro. Um Himmels Willen, versteht mich nicht falsch, dagegen habe ich überhaupt nichts. Auch da kristallisiert sich nach einiger Zeit raus, wer es kann, wer es mag, wer es nur mal eben ausprobiert und wer wirklich dran bleibt. Die Gruppe ist ja bei weitem nicht die einzige und allein ich zähle mittlerweile knapp 1000 Mitglieder. 

Was ich wirklich mit einem kritischen Auge begutachte ist die Tatsache, dass sich unzählige Mädels damit sofort eine goldene Nase verdienen wollen. Für mich geht dieser Trend wirklich stetig aufwärts. Nahezu täglich lese ich: erstes Produkt in den D*wanda Shop gewandert, hier ein Stofflädchen eröffnet, dort selbstständig gemacht. Und ich lese stets und ständig, dass Plagiate von E-books kursieren und so weiter.

Es gibt eine große Menge an Mädels, die da echt richtig was auf dem Kasten haben, sich ins Zeug legen, eigenen Stil haben, wirklich viel Arbeit in die E-books und Schnittmuster stecken und die auch echt geboren sind dafür, aber ich bin der Meinung, dass diese nur einen kleineren Teil ausmachen. Manchmal werden nur noch englische Schnittmuster übersetzt, andere deutsche zum Teil abgeändert und als eigenes herausgegeben. Das schnelle Geld reizt eben... 

Größtenteils ist es auch so Mainstream geworden: überbunt, ohne Sticki läuft nichts mehr und eulig ohne Ende. Alle lieben plötzlich Eulen. Nehmt mir das nicht für übel, aber woher kommt das?

Zurück zum eigentlichen Thema: Kann man in der heutigen Zeit das Nähen nicht mehr einfach nur als Hobby haben? Ich verstehe schon, es geht schnell, einer im Freundeskreis "kann" nähen und schon werden kleine Aufträge erteilt. Da wittert man schnell die Chance sich damit doch selbstständig zu machen... 

Auch wenn ich mit meinem Post nichts bezwecken kann, aber natürlich habe auch ich schon diese Gedanken gehabt. Doch für mich steht fest: Wenn ich meine Brötchen damit verdienen muss und unter Druck stehe, Aufträge abarbeiten muss bis in die Nachtstunden, macht es dann noch Spaß? Ist es dann noch die Freude am Nähen, die es zuvor war, als man es nur in der Freizeit getan hat und so viel Liebe in jedes einzelne Teil gesteckt hat? Ich weiß von einigen Nähenden, dass es dann nicht mehr das Gleiche ist. 

Ich nähe auch gern bis in die Nachtstunden, aber nur, weil es mir so super viel Spaß macht, meine Kinder genau das morgen anziehen möchten oder ich etwas verschenken möchte. Und genau SO! soll das auch bleiben. Ich möchte niemals die Freude daran verlieren. 

Dennoch muss das jeder für sich wissen, es soll jeder so handhaben wie er möchte und irgendwie bereichern wir uns ja alle in der großen, weiten, bunten Nähwelt. 

Danke für's Lesen <3

Ihr dürft gern senfen! Aber steinigt mich nicht.

Eure SewSi